30 Jahre Tier- Zahnheilkunde

 

 Zahnfrakturen

Zahnfrakturen kommen bei Hunden hauptsächlich bei Eck- und Schneidezähne (Trauma) sowie im Backenzahnbereich (extreme Kaubelastung) vor. Je nachdem wie viel von der Zahnsubstanz verloren geht, wird im ungünstigsten Falle die Nervenhöhle eröffnet. Sie erscheint als "roter Punkt".

  

   

Schneidezahnfraktur

 

Backenzahnfraktur (309)

 

 

Dies ist für das Tier sehr schmerzhaft. Die in der Mundhöhle zahlreich vorhandenen Bakterien finden hier einen idealen Nährboden. Sie besiedeln den Nervenkanal und töten das Nervengewebe (Pulpa) ab. Dies ist daran zu erkennen, daß sich der "rote Punkt" schwarz verfärbt. Der Zahn ist nun devital.Mit der Zeit können sich die Bakterien über die Wurzelspitze des Zahnes bis in den Kieferknochen ausbreiten und dort erhebliche Entzündungsprozesse (Wurzelspitzengranulome) verursachen. Im schlimmsten Falle entwickeln sich für das Tier äußerst unangenehme und schmerzhafte Abszesse.

Es ist bekannt, daß sich diese Keime im gesamten Organismus verbreiten und Innere Organe wie Herz, Leber und Nieren vorschädigen können. Jeder frakturierte Zahn mit eröffneter Pulpa ist eine "tickende Zeitbombe" und muß behandelt werden. Oftmals bleiben solch abgebrochenen Zähne lange Zeit unentdeckt da das Tier lernt, mit dem Schmerz zu leben. Nur der Tierbesitzer welcher regelmäßig die Zähne seines Hundes kontrolliert kann dies früh genug feststellen und dazu beitragen, daß der Zahn erhalten werden kann und dem Tier unnötige Schmerzen erspart bleiben!Ziel der Behandlung ist, den Zahn zu erhalten (besonders wichtig bei den Eckzähnen des Dienst- oder Sporthundes). Bei gerade frakturierten Zähnen kann versucht werden, die Pulpa vital zu erhalten. Grundsätzlich gilt:

Je jünger das Tier und je aktueller die Verletzung

umso größer ist die Chance

den Zahn vital zu erhalten!

 

1. Vitalamputation:

Zur Behandlung erhält der Hund eine Kurznarkose. Der Nerv wird vorsichtig abgedeckt und der Defekt mit einer Kunststoffplombe (lichthärtender Composite) versiegelt. Eine Röntgenaufnahme des betroffenen Zahnes wird angefertigt und der aktuelle Entwicklungsstand des Zahnes dokumentiert. (Je jünger der Zahn, umso weiter die Nervenhöhle). Eine sichere Methode um festzustellen, ob die Behandlung erfolgreich war ist die jährliche Röntgenkontrolle. Bleibt der Zahn vital wird sich die Nervenhöhle mit zunehmendem Alter verschmälern. Ein guter Vergleich bietet immer der Zahn der anderen Kieferseite. Werden beide Nervenhöhlen gleichmäßig enger, ist der Zahn vital. Bleibt die des behandelten Zahnes weit, ist die Pulpa abgestorben: der Zahn ist devital und muß wurzelbehandelt werden. Wichtig ist, daß der Besitzer die Termine zum Nachröntgen einhält. Hunde müssen übrigens dazu nicht narkotisiert werden. Die meisten Hundehalter sind in der Lage ihrem Hund beizubringen, den Röntgenfilm für einen Moment ruhig im Fang zu halten!

 

2. Wurzelbehandlung

 

 

   
   

 

Eine Wurzelbehandlung ist dann erforderlich, wenn Bakterien in den Nervenkanal eingedrungen sind und die Pulpa abgetötet haben. In manchen Fällen sind sie bereits über die Wurzelspitze in den Kieferknochen gelangt und haben begonnen, diesen zu zerstören. Die Tiere entwickeln dann oftmals eine geschwollene Gesichtshälfte oder entwickeln sogar einen Fistelkanal, über den sich eitriges /wäßriges Sekret entleert. Die Wurzelbehandlung wird unter Vollnarkose durchgeführt. Der Nerv wird aus der Pulpenhöhle entfernt. Mit entsprechenden Instrumenten und Spüllösungen werden möglichst alle Gewebsreste und Keime aus dem Nervenkanal entfernt. Eine Röntgenaufnahme wird angefertigt um festzustellen ob bereits Veränderungen im Kieferknochen vorliegen. Die Länge der Wurzelkanäle wird bestimmt. Mit besonderen Instrumenten wird der Nervenkanal gefüllt. Eine weitere Röntgenaufnahme dient zur Kontrolle der vollständigen Füllung. Eine Kunststoffplombe versiegelt den Defekt und die Wurzelkanäle. Auch wurzelbehandelte Zähne müssen jährlich mit einer Röntgenaufnahme nachkontrolliert werden. Sollten die Beschwerden nicht abklingen und weitere Bakterien im Kieferknochen vorhanden sein, kann die entsprechende Wurzelspitze entfernt werden um den Zahn zu erhalten.

Wurzelbehandelte Zähne sind auf Dauer weniger belastbar und können weiter abbrechen und an Substanz verlieren. Um dies zu verhindern, können Stahlkronen angefertigt werden. Dies wird sehr häufig an den Eckzähnen von Dienst- und Gebrauchshunden durchgeführt, da gerade diese Zähne bei Beißübungen besonders beansprucht werden. (Siehe Zahnersatz)

   

      

Frakturierter rechter Unterkiefereckzahn bei einem Malinois

 

Gipsmodell mit Krone

 

eingesetzte Krone

 

 

3. Wurzelspitzenresektion

Die entsprechende Wurzelspitze wird entfernt, der Defekt gefüllt. Die Beschwerden klingen schnell ab und der Zahn bleibt dem Tier erhalten .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veterinary Dental Service-Dr.Isabella Kühn  |  Dr.I.Kuehn@t-online.de Tel.: 0049-172- 860 55 10