30 Jahre Tier- Zahnheilkunde

Der besondere Fall: Merlin

 Patient: „Merlin“ Dachshund, kastrierter Rüde, 12 Jahre

Merlin hatte schon seit längerer Zeit Probleme mit Zahnbelag. In den letzten beiden Jahren änderte er sein Kauverhalten und ließ sich das Zähneputzen immer weniger gefallen. Jetzt hatte sich der Mundgeruch extrem verstärkt, so dass die Besitzerin schließlich ihre Angst vor einer eventuellen Narkose überwand und den Hund in der Praxis vorstellte. Merlin war in einem sehr guten Allgemeinzustand, die Blutwerte waren im Norm- Bereich, die Auskultation des Herzens ergab ebenfalls keinen Befund. Die Untersuchung der Mundhöhle bestätigte den Verdacht der Hundebesitzerin: da musste dringend gehandelt werden!! Der Rüde wurde in Narkose gelegt, intubiert und an das Narkosegerät angeschlossen. Über den intravenösen Zugang wurde praeoperativ ein Schmerzmittel sowie ein Antibiotikum verabreicht. Die Mundhöhle wurde mit einer desinfizierenden Chlorhexidinlösung gespült. Die spezielle Untersuchung ergab  folgende Diagnose:
Mittelgradiger Zahnbelag, Gingivahyperplasie (Zahnfleischwucherung) an der Aussenfläche des rechten Unterkiefereckzahnes. Diese wurde elektrochirurgisch entfernt.

 

   


 

 

 

 

Wucherung im Interdentalbereich 4. Praemolar/ 1. Molar OK rechts, fortgeschrittene Parodontose, mittelgradiger Zahnbelag, Zahnfleischretraktion. Die Wucherung wurde entfernt, die Zähne gesäubert. Zu beachten ist der erweiterte Interdantalbereich zwischen den beiden Zähnen. Im normalen Gebiss liegen sie eng an. Die langsam wachsende Wucherung hatte dazu geführt, dass sich die Zähne auseinanderbewegten!

 

 

   
   

 

 

 

 

   

Zahnfleischwucherung an der Innenseite des linken Oberkiefereckzahnes

 

Auch diese Zubildung wurde elektrochirurgisch entfernt.

 

Anschliessend wurde eine komplette Prophylaxe ausgeführt: die Zähne wurden mit Ultraschall gesäubert, poliert und fluoridiert. Mittels einer subgingivalen Kürettage wurde der Zahnbelag unterhalb des Zahnfleischsaumes entfernt. Eine abschliessende Röntgenaufnahme der beteiligten Zähne erbrachte keinen Hinweis auf Veränderungen im Zahnwurzelbereich.

Merlin wurde in den Aufwachraum gebracht und konnte sehr schnell mit seinem Frauchen die Praxis verlassen.

14 Tage später wurde der Hund zur Nachkontrolle vorgestellt: alles war perfekt abgeheilt. Merlin hatte, sehr zur Freude der Besitzerin, die Prozedur sehr gut überstanden. Es wurden nochmals die Techniken des Zähneputzens geübt um weiterhin für ein gesundes Gebiss zu sorgen.

Fazit: „Mundgeruch“ ist niemals als „normal“ anzusehen sondern ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es zu einer Akkumulation von Zahnbelägen gekommen ist. Schmierbeläge sind ein Konglomerat aus Speichel, Essensresten und Bakterien, welche hier einen idealen Nährboden vorfinden und sich rasant vermehren. Wird der Belag nicht regelmässig entfernt (mechanisch durch Kauen, Spielen oder Zähneputzen) mineralisiert er: es lagern sich Kalksalze ein. Es bildet sich „Zahnstein“. Früher oder später reagiert der Zahnfleischsaum auf diese Reize mit einer Entzündung (Gingivitis). Diese kann sich verschlimmern und in eine Entzündung des Zahnhalteapparates übergehen (Paradontitis). Im schlimmsten Falle endet dies mit Zahnverlust.

Wucherungen des Zahnfleisches sind generell ernst zu nehmen und frühzeitig zu entfernen. Mittels „Histologischer Untersuchung“ in einem speziellen Labor kann festgestellt werden, welcher Natur sie sind. (Gut- oder Bösartig)

 

 

 

 

 

Veterinary Dental Service-Dr.Isabella Kühn  |  Dr.I.Kuehn@t-online.de Tel.: 0049-172- 860 55 10