30 Jahre Tier- Zahnheilkunde

  Diagnose von Gebissfehlstellungen

Zähne von Kaninchen, Meerschweinchen oder Chinchillas weisen eine Besonderheit auf: da ständig harte Nahrung zerkaut wird und der Abnutzungsgrad sehr hoch ist, wird ständig neue Zahnsubstanz von der Wurzelspitze her nachgebildet. Dies garantiert den Tieren ein lebenslang funktionsfähiges Gebiss. Man bezeichnet diese Zähne daher als "wurzellose" Zähne. Ein Teil des Zahnes ist sichtbar ein Teil ist im Kieferknochen verankert. Die Wurzelspitze bleibt offen und produziert lebenslang Zahnsubstanz . Da die Zähne gleichmäßig abgerieben werden, wird ein übermäßiges Längenwachstum verhindert. Jede Störung dieses Gleichgewichtes führt allerdings dazu, daß die Zähne aneinander vorbei wachsen. Es kommt zur Ausbildung von "Zahnkanten" im Backenzahnbereich bzw. sehr lange wachsenden Schneidezähnen. Bei Meerschweinchen findet man häufig eine Fehlstellung der ersten Unterkieferbackenzähne: sie wachsen aufeinander zu ("Brückenbildung") und blockieren  die Zunge. Eine Futteraufnahme wird somit unmöglich.

Mögliche Ursachen sind:

  •  Kieferfehlstellungen, (angeboren oder erworben)
  •  Zahnerkrankungen (Frakturen, Resorptionen, Parodontalerkrankungen,  eingebissene Fremdkörper)
  •  Fütterungsmängel (Verabreichung von zu wenig hartem Futter)

Die Konsequenz für die betroffenen Tiere ist fatal: es kommt zu schmerzhaften Verletzungen von Lippen, Zunge oder Backenschleimhaut. Die Tiere können nicht mehr fressen und verhungern. Es kann auch vorkommen, daß der sichtbare Teil des Zahnes in seiner Länge unverändert bleibt, aber der im Kiefer befindliche Zahnanteil in Richtung Wurzelspitze weiter wächst. Gerade bei Chinchillas kommt es häufiger vor, daß die Oberkieferbackenzähne in Richtung Augenhöhle und Schädelbasis wachsen. Wurzelspitzenabszeße können die Folge sein.

Da kleine Heimtiere normalerweise nicht routinemäßig zur vorbeugenden Zahnuntersuchung vorgestellt werden, sieht man sie in der Zahnsprechstunde erst dann, wenn sich schon erhebliche Probleme eingestellt haben. Um eine Diagnose stellen zu können ist es erforderlich, eine Röntgenaufnahme anzufertigen sowie die Mundhöhle zu untersuchen. In den meisten Fällen ist eine Narkose dazu nicht nötig. Zahnkanten werden sofort gekürzt. Schmerzhafte Eingriffe (Extraktionen, Abszeßspaltung) können nur in Vollnarkose durchgeführt werden.

Wichtig ist, daß der Tierbesitzer die Zahnprobleme seines Tieres früh genug erkennt und ihm damit unnötige Schmerzen erspart. Nicht erkannte Erkrankungen des Gebisses führen in der Regel zu stetigem Gewichtsverlust und damit zum Tod durch verhungern!

 

Veterinary Dental Service-Dr.Isabella Kühn  |  Dr.I.Kuehn@t-online.de Tel.: 0049-172- 860 55 10