Chronische Ulzerative Plasmazelluläre Gingivostomatitis
Die Chronische Ulzerative Plasmazelluläre Gingivostomatitis ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung der Mundhöhle bei der Katze. Typisches Erscheinungsbild ist eine hochrote Entzündung von Zahnfleisch, Wangenschleimhaut, Rachen und Zungenbändchen. Die Oberfläche der Schleimhäute scheint bläschenartig höckrig. Meist sind die Symptome im Bereich der Eck-und Schneidezähne weniger deutlich ausgebildet. Typisch für diese Erkrankung ist die extreme Schmerzhaftigkeit, die sich durch Verhaltensänderungen der Katze ausdrückt (Schreien, Ausspucken von Futter, unterdrücktes Gähnen, offenes Mäulchen, Zeigen der Zungenspitze, "sabbern", Gewichtsverlust). Im klinischen Bild wie auch röntgenologisch ist Parodontose in verschiedenen Schweregraden zu diagnostizieren. FORL in allen Stadien kann zusätzlich vorkommen.
Hochenzündetes Zahnfleisch Enzündung im Rachenraum Fortgeschrittene Parodontose
Ursache:
Die genaue Ursache dieser Erkrankung ist nicht bekannt. Die chronische Gingivostomatitis wird histologisch durch ein Infiltrat von Zelltypen bestimmt, wobei Plasmazellen und Lymphozyten (Entzündungszellen) dominieren. Es wurden auch eine polyclonale Hypergammaglobolinaemie und polyglonale Plasmazellinfiltrate mit Ig G Antikörpern diagnostiziert. Dies läßt eine immunologische Basis für diese Krankheitsbild vermuten. Experimentell konnte diese Erkrankung bei Katzen weder durch künstliche Infektion mit Bakterien oder Viren erzeugt werden. Allerdings scheint es, daß Katzen, die positiv auf FIV oder Calicivirus getest sind, häufiger erkranken. Die Lokalisation der ulzerativen Läsionen wie auch der hohe
Ig-Serumspiegel gegen gramnegative Anaerobier, welche bei Katzen praedominieren, lassen den Schluß zu, daß bakterieller Zahnbelag die direkte oder indirekte Ursache für diese Krankheit sein kann.
Therapie:
Derzeit werden verschiedene Behandlungsmöglichkeiten diskutiert, allerdings mit teilweise unbefriedigenden Resultaten: Professionelle Prophylaxe mit effektiver Nachsorge durch den Besitzer (Zähneputzen, Spülung mit 2% Chlorhexidin), Antibiose (Clindamycin, Metronidazol-Spiramyzin, Amoxyzillin-Clavulanate, Tetrazykline), Steroide, Hormone, Immunosuppressiva (Aurothioglukose, Azathioprine, Cyclophosphamide), Immunostimulation (Pind- Orf), antivirale Behandlung (AZT, PMEA), Schmerztherapie, CO2 Lasertherapie, Photoaktive Substanzen (MC 540, experimentell)
Mundhöhle vor der Extraktion
Mundhöhle nach der Extraktion

Die chronische Gingivostomatitis scheint eine multifaktorielle Erkrankung zu sein, d.h. daß verschieden Ursachen im Zusammenspiel den Ausbruch der Krankheit verursachen. Solange die Ursachen nicht gefunden sind, ist eine gezielte Therapie nicht möglich. So wird in jedem einzelnen Fall eine auf die Katze abgestimmte, individuelle Therapie gefunden werden müssen. Sollten nach einem Zeitraum von ca. 2 Monaten keine dauerhafte Besserung festgestellt werden, ist an eine Extraktion aller Backenzähne, sowie im Einzelfall aller Zähne zu raten. Der Erfolg ist überaus positiv.


G/S ist eine äußerst schmerzhafte Erkrankung der Katze die deren Allgemeinzustand und Verhalten nachhaltig negativ beeinflußt. Tierbesitzer berichten übereinstimmend, daß sich die Tiere nach erfolgreicher Behandlung grundlegend verändern und zu ihren normalen Verhaltensweisen zurückkehren